Wir werden immer wieder gefragt, ob man überhaupt bei dieser erschreckenden und gräßlichen Krankheit lachen darf und wir sagen immer und immer wieder: Man muss sogar lachen, allerdings nie über einen Menschen, sondern mit ihm. Je öfter man zusammen lacht, desto fröhlicher sind die Erkrankten und je mehr Humor im täglichen Leben im Spiel ist, desto einfacher wird der Alltag für die Angehörigen.
Nun gibt es ja durchaus alte Menschen mit Demenz, deren Liebenswürdigkeit und positive Lebenseinstellung durch die Krankheit noch verstärkt werden. Eine davon war meine Schwiegermutter. 40 Jahre war sie strenge Vegetarierin, weil ihr die „Viecherl“ so leid getan haben. Als sie dann nach einem Schlaganfall und beginnender Demenz in ein Heim musste, hat sie sich sofort gut eingelebt und mit anderen Bewohnern Freundschaft geschlossen. Die gemeinsamen abendlichen Schnapsrunden waren legendär.
Einmal aber wurde sie richtig böse. Bei einem unserer Besuche füllte ich zusammen mit ihr die gewünschten Speisekarten aus und natürlich haben wir, bzw. ich für jeden Tag das vegetarische Menü angekreuzt. Plötzlich wurde sie fuchsteufelswild und fauchte mich an. „Warum muss I eigentlich immer des Gmies essen, I mecht an Wurschtsalat“. 40 Jahre Mitleid mit Tieren waren schlagartig ausgelöscht .
Eine andere Geschichte spielte sich in einem Seniorenheim ab. Eines Tages war ich zum 90. Geburtstag einer Klientin im Seniorenheim eingeladen. Als ich ankam, waren bereits jede Menge Gratulanten da und so verdrückte ich mich in eine Ecke und setzte mich neben die Freundin der Jubilarin. Die freute sich über Gesellschaft und fragte sofort: „Sind Sie die Oma“? Nun war ich lange Zeit überzeugt, dass ich mir mein jugendliches Aussehen weitgehend erhalten habe, aber dieser Satz brachte mich vorübergehend aus dem Gleichgewicht. Die Die Oma einer 90igjährigen zu sein, wäre zumindest außergewöhnlich.
Allerdings hat besagte Dame keine Antwort erwartet, denn in diesem Augenblick kam der Sohn des Geburtstagskindes herein. Aufgrund der frischen Witterung hatte er einen dunklen Trenchcoat an, was die Freundin als Soutane identifizierte und jubelte: „Ja endlich is der Herr Pfarrer da. “
Tränen gelacht haben wir über eine andere Geschichte. Die Mutter einer Demenzpatin war im Seniorenheim. Als Annemarie wie jeden Tag nach dem Mittagessen ihre Mutter besuchte, war die ausgesprochen zufrieden und glücklich. Auf Nachfrage erzählte sie, dass es heute etwas besonders Gutes zum Essen gab, nämlich Fuchs. Der war butterweich und zart und noch nie zuvor hätte sie so gutes Fleisch gegessen. Annemarie wunderte sich schon sehr und frage beim Personal nach, was es denn zum Mittagessen gab. Die Antwort war: „Reisbrei“.